Seit in der Nacht zum Montag ein unbewaffneter, bärtiger Mann von einem Mitglied einer spezialen Spezialeinheit der US-Army in einem pakistanischen Kaff brutal erschossen wurde, herrscht in weiten Teilen unseres Planeten ausgelassene Partystimmung. "Es ist so klasse, dass die einen Menschen umgebracht haben", "Ich würde gerne die Aufnahmen sehen" und "Voll das Opfer, Alter" - so lässt sich die Stimmung in Amerika und Europa mittels dreier erfundener Zitate vorzüglich auf den Punkt bringen. Unter geht dabei fast, dass auch noch vier weitere Muslime erschossen wurden, was allerdings von der Weltöffentlichkeit als "nicht so wichtig" eingestuft wird - möglicherweise, da unter den Opfern auch eine Frau ist.
Nicht nur das einfache Volk, sondern auch hochrangige Politiker des Westens äußerten sich euphorisch über die Nacht-und-Nebelaktion der Amerikaner. "Von meinen Playstation spielenden Kindern weiß ich, wie schwer solche Headshots sind, deswegen habe ich umso mehr Respekt vor dem Todesschützen", so beispielsweise die zweiunddreißigfache Mutter und Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen. Bundeskanzlerin Merkel würdigte den "geschickten Wahlkampfschachzug" ihres Kollegen Obama, der es verstehe, "im richtigen Moment die richtigen Signale" zu setzen. In Geheimdienstkreisen wird gemunkelt, dass auch die Kanzlerin vergleichbare Ideen für den nächsten Wahlkampf in Petto habe, sich aber noch nicht im Klaren darüber sei, welches der zur Alternative stehenden Opfer (Westerwelle, Friedman, Sarrazin) den gewinnbringendsten Umfrageeffekt zur Folge habe.
Vereinzelt gibt es jedoch auch kritische Stimmen, die den gewaltsamen Tod von Menschen und sogar Muslimen verurteilen. Die amerikanische Regierung versucht die Vorwürfe, die Einsatzkräfte hätten einen wehrlosen Mann unnötigerweise getötet, statt ihn festzunehmen und jahrelang zu foltern, zu entkräften. Es wurde zwar mittlerweile bestätigt, dass das Opfer tatsächlich keine Waffe zur Hand hatte, jedoch habe es "eine bedrohliche Handbewegung" gemacht (Mittelfinger). "Dann begann der abscheulich stinkende Bartträger mit menschlichen Schutzschilden um sich zu werfen - da ist den Einsatzkräften dann verständlicherweise der Geduldsfaden gerissen und sie haben ihn hingerichtet", so die einfühlsame Richtigstellung des CIA-Direktors Leon Panetta. Um die Stimmung in der arabischen Welt zu besänftigen, habe man den "übel zugerichteten Leichnam" dann in einen "ranzigen Kartoffelsack gepackt, drei schwere Schweineköpfe angebunden und den Haien zum Fraß vorgeworfen."
6 Kommentare:
Schrecklich...
Aber eine Anmerkung dazu muss ich doch noch loswerden: Gibt es auch eine andere Art, einen Menschen zu erschießen, als "brutal"? ;-)
Sehr geehrte/r/s Latrinum,
vielen Dank für Ihre kritische Auseinandersetzung mit diesem schrecklichen, ja sogar furchteinflößenden Thema.
Allgemein möchte ich darauf hinweisen, dass jedes Wort auf dieser Seite mit Bedacht gewählt ist und erst nach mehrfacher Alternativenprüfung in die Endfassung unserer stets wohlrecherchierten Artikel eingeht, es sich also durchaus etwas darauf einbilden kann, ausgewählt worden zu sein.
Das wunderschöne Adjektiv "brutal" in Zusammenhang mit dem Vorgang einer gezielten Tötung eines Individuums mit einer Schusswaffe mag zuallererst überflüssig, gar nutzlos erscheinen. Die Intention des Artikels war jedoch, das schreckliche Geschehen bewusst überspitzt darzustellen - und dazu braucht es die übermäßige Verwendung von Adjektiven. Dieses Vorgehen ist somit verständlicherweise auch in anderen führenden Medien in Deutschland zu beobachten (BILD).
Außerdem ist es durchaus möglich, einen Menschen auch auf andere Arten als "brutal" zu erschießen, nämlich z.B. "äußerst brutal", "unfassbar brutal" und "aus Versehen, aber letztlich doch vollkommen brutal".
;)
Sehr geehrte Mitkommentatoren, sehr geehrter Autor,
ich möchte einige Vorschläge zur Adjektivisierung des Begriffs "erschießen" als Alternativen zu "brutal" anbringen. Generell denkbar wären dabei folgende Umschreibungen:
- gefühlvoll erschießen (oft in Verbindung mit Tränen)
- kalt erschießen (gefühlsmäßig wie ortsbezogen in z.B. Sibirien)
- schnell/langsam erschießen (je nach verwendeter Waffe und Luftdruck)
- entschuldigend erschießen (auch hier in Verbindung mit Tränen und dem Ausdruck "es tut mir leid")
Nicht zuletzt das allseits beliebte "einfach erschießen", wie es oft in eher primitiven und mit Rachegelüsten durchdrungenen Diskussionen angebracht wird: "Man sollte diese Leute einfach erschießen".
Sehr geehrter Herr alpha2134,
mit großer Freude habe ich ihre kreativen Wortvorschläge zur Kenntnis genommen. Ihr Einverständnis vorausgesetzt werde ich Ihre Ausarbeitungen unverzüglich der amerikanischen Army zur Verfügung stellen, damit diese bei zukünftigen Terroristenbeseitigungen auf abwechselungsreichere Mordabläufe zurückgreifen kann.
hach stefan, liest sich wiedereinmal herrlich ( also herrlich im sinne von erschreckend gut, fanszinierend toll getroffen und herrlich sarkastisch )
machen se mal weiter so
Dankeschön :)
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