Am vergangenen Wochenende fanden wieder einige der vor allem bei den dem Alkohol zugeneigten jungen Erwachsenen höchst beliebten Festvials statt. Das Reload lud musikbegeisterte Hardcoretrinker, das Abi Festival Lingen hardcoretrinkbegeisterte Mächtergernstudenten, das SummerJam rauschbegeisterte Rastalocken, das Roskilde eventbegeisterte Rucksacktouristen mit Hang zum Vollsuff und das FullForce hardcoremusikbegeisterte Hardcoretrinker mit ostdeutschem Akzent ein. Insgesamt wurden in den letzten Tagen 1/3 des weltweiten Bierkonsums getätigt, zahlreiche Bastarde gezeugt, unzählige fremde Zelte als Toilette missbraucht, tausende Pavillons dem Wind geopfert und nackte Frauen beim Freitod frenetisch gefeiert - zusammengefasst also ein recht durchschnittliches Sommerwochenende.
Beim FullForce im ostdeutschen Löbnitz, einem klassischen Dörflein altdeutscher Baukunst (grauer Beton), feierten tausende Hardcore- und Metalfans ein weitgehend friedliches Fest im Schlamm. Durch Unmengen von prozentual hochwertigem Urin wurde das gesamte Gelände um den Flughafen Roitzschjora im Laufe des Wochenendes komplett in einen schmierigen, stinken Siffhaufen verwandelt, der teilweise von männlichen Besuchergruppen unter Zuhilfenahme der eignene Geschlechtsteile noch weiter umgepflügt wurde. Auch der Nieselregen und der unangenehm kalte Wind machte den Gästen zu schaffen und sorgte für einigen Unmut. "Mega geil hier!", "Fiiicköööön!", "Fuck you, you motherfucking cocksuckers!" und "Mein Glied ist zu groß, du bist zu eng", so nur einige der enttäuschten Aussagen von Zuschauern und Bands.
Dennoch wurden die meisten musikalischen Acts von den Besuchern mit vollem Körpereinsatz angefeuert. Wer nicht mindestens mit zwei blauen Augen, einer verlorenen Digitalkamera und zerrissenem T-Shirt aus dem Pit zurückkam, wurde vom Rest der Hardcore-Kiddies gnadenlos ausgelacht und zur Sau gemacht (Plüschkostüm). Meistgefeiertste Band war die Zigeunertruppe Skindred, die es mit lediglich zwei Songs schaffte, der frierenden Masse Tränen vor Enttäuschung in die Augen zu treiben. Ungewöhnlich schlecht an kam hingegen die amerikanische Hardcore-Combo Hatebreed. Aus Vorfreude wurde bei den meisten Zuschauern bereits nach den ersten paar Liedern unbändiger Hass, der sich im extremen gegenseitigen Anbrüllen, Herumschubsen und Gegeneinanderspringen entladen musste.
Für manche Kritik sorgte neben dem diskussionswürdigen Bier der Marke "Braustolz" auch der Becherpfand von 2 Euro. Aufgrund der metaltypischen Verpflichtung, beim Beginn einer Band den Wettbewerb "Wer wirft ihn höher?" durchzuführen, hatte kaum ein Festivalbesucher die Möglichkeit, sich den Pfand jemals wieder auszahlen zu lassen, was den Bierpreis auf satte 4,50 Euro steigen ließ.
Die Veranstalter sprachen derweil von einem "rundum gelungenen Festival". Besonders einige Ordner und Securities dürften mit Freunde auf die Veranstaltung zurückblicken. "Wir haben uns für Lau am ersten Abend so unglaublich einen weggeknallt", so eine dreißigjährige Ostbraut, die die ankommenden Autos auf verbotene Flaschen untersuchte. "Echt geil, was die Trottel alles so an Alkohol in unerlaubten Glasflaschen in ihren Karren mithatten- am besten waren die zwei Flaschen Asti, die ich abgestaubt habe - ich könnte jetzt noch kotzen!"
Auch die Mitarbeiter des auf dem Gelände eingerichteten Fundbüros konnten zufrieden mit ihrem Arbeitswochenende sein. "Schon klasse, welches Vetrauen die besoffenen Dummbatzen in uns setzen, wenn sie mit gefundenen Digicams vorbeikommen und diese abgeben. Aber nun entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mit meinen drei Lastern 'Privateigentum' nach Hause juckeln."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen