Anlässlich seines 30. Geburtstages wird Softrapper Sido (bürgerlicher Name: Paul Hartmut Würdig) heute einen großen Maskenball mit ausgewählten Freunden (u.a. Henry) veranstalten. Obwohl Sido schon seit etlichen Jahren von seinem Rüpel-Image reingewaschen wurde und auf seine lachhafte Gesichtsbedeckung verzichtet, wird an seinem Ehrentage natürlich auf vergangene Zeiten zurückgeschaut.
Geboren in Berlin als müffelnder Sohn einer Zigeunerin und eines über Sperma verfügenden Mannes fiel der kleine Paul schon als Kind aus dem Rahmen (der Wohnungstür). Schon früh bemerkte seine alleinerziehende Mutter, dass sie ihren Sohn nicht unmaskiert auf die Straße lassen durfte, damit die häuslichen Prügeleien nicht an die breite Öffentlichkeit gelangen konnten. Seinen Künstlernamen erhielt Sido schon mit sechs Jahren, als er bei einem Landausflug in ein Güllesilo fiel, seine Mutter aus mangelndem Wissen aber stets von "Sido" sprach. Durch den dreckbefleckten Spitznamen entwickelte Sido eine jahrzehntelang anhaltende innere Wut, die er durch seine lachhaften Texte versuchte, sinnlos zu verarbeiten. Zusammen mit seinem zerfetzten Teddybären nahm er mit acht seine erste leiernde Kassette auf, die kurz darauf einen Kurzschluss im familieneigenen Abspielgerät verursachte und die 12m²-Wohnung, in der er mit seiner Mutter vegetierte, bis auf die letzten Pizzakartons herunterbrennen ließ.
Traumatisiert von diesem Ereignis schwor Sido endgültig Rache an der Musik und schlug die Karriere als Rüpel-Rapper ein. Eine neue, in mühsamer Kleinarbeit aus einer Thermoskanne geschnitzte Maske wurde alsbald zu seinem Markenzeichen. Nach einigen erfolgreichen Schlägereien lernte er andere Rüpel kennen, die wiederum andere Rüpel kannten, die mit noch rüpelhafteren Rüpeln befreundet waren, so dass er letztlich einen Plattenvertrag bekam und seinen geistigen Dünnschiss unter den minderbemittelten Berliner Jugendgangs verbreiten konnte. Doch durch diesen Erfolg machte er sich in der Underground-Szene nicht nur Freunde. Bei Konzertauftritten wurde er teilweise von der Bühne gebuht und mit Gegenständen beworfen. Diese Bilderbuchkarriere setzt sich bis heute fort. 2005 nahm Sido bei seinem Auftritt beim Bundesvision Song Contest erstmals öffentlich seine Maske ab und erntete Respekt, Gelächter und später zu Hause auch noch Erdbeeren. Inzwischen ist der softe Sido bei Forsa-Umfragen in der Bevölkerung beliebter als der aggressive Außenminister Guido Westerwelle.
Mit dem 30. Geburtstag will Sido nun einen neuen Lebensabschnitt einleiten. Pläne hat er genug, so der medienerfahrene Waschlappen, verraten mag er sie am heutigen Tage jedoch noch nicht. "Knebelverträge", so die verschmitzt präsentierte Erklärung.
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