Donnerstag, 7. April 2011

FDP: Wiedergeburt des Liberalismus?

Seit Dienstag steht es fest: Philipp Rösler stellt sich als neuer FDP-Parteichef zur Wahl und wird somit aller Voraussicht nach Nachfolger von Guido Westerwelle. Nach seinem Willen übernimmt er dann auch die von der Mehrzahl unterbelichteter Medien zu Unrecht als "Amt des Vizekanzlers" bezeichnete Aufgabe des Stellvertreters der Bundeskanzlerin. Westerwelle hingegen will sich voll auf seine Aufgabe als Außenminister konzentrieren, um in seiner verbleibenden Amtszeit "noch so viele Bündnispartner wie möglich zu verprellen", wie er kichernd mitteilte.

Doch nun steht nicht mehr der weggejagte Westerwelle, sondern der junge Rösler im Mittelpunkt des Medieninteresses. Bereits am Dienstagabend konnte er seine auswendig gelernten Thesen mit unnachahmlichem Charme auf diversen TV-Kanälen unter das gähnende Volk bringen. Er überzeugte durch schwammige Forderungen, weichgespülte und in Watte verpackte Schuldzuweisungen und sein ingesamt wunderschönes, bubenhaftes Auftreten. In der eigenen Partei gilt er als der Hoffnungsträger für die völlig verzweifelten Liberalen. "Dass man jetzt schon einem vietnamesischem Jüngling unsere Zukunft in die Hand legt, ist eigentlich unbegreiflich, aber besser als diesem dementen Greis oder der Ollen" - so der Haupttenor vieler Parteimitglieder.

Doch wer genau ist dieser Rösler eigentlich? Als Bundesgesundheitsminister verhielt er sich für viele Deutsche viel zu rückhaltend. Dennoch erreichte er von vielen unbemerkt erstaunliche Erfolge. Nicht nur dass er sich bei überbezahlten Ärzten und Doktoren unbeliebt machte, nein, er setzte außerdem eine revolutionäre Kostenbeschränkung für neue Medikamente durch und trieb so die gesamte Pharmabranche in Rage, die nun fürchtet, ihren Aktionären auf Jahreshauptversammlungen nur noch billigen Kaviar anbieten zu können.

Doch schon vor seiner Karriere im Bund machte Rösler - selbstverständlich ebenfalls weitgehend unbemerkt von der Großzahl der Deutschen - im Bauern- und Atomland Niedersachsen positiv auf sich aufmerksam. Als promovierter Augenarzt bewies er Weitsicht und sparte seine Kräfte für das höhere Amt auf. Das halbe Jahr als Wirtschaftsminister unter Christian Wulff überstand er schadlos und souverän, ohne die Arbeitslosenzahlen merklich in die Höhe zu treiben. Dem Ruf nach Berlin folgte der Vater von zwei Zwillingstöchtern erst nach reiflicher Überlegung (10 Minuten) und Abwägung familiärer Interessen (Geld). Schon bei diesem Schritt war ihm der Hang zur Selbstzerstörung deutlich anzumerken, ist doch das Amt des Gesundheitsministers bekanntermaßen eines der unpopulärsten im Lande.

Nun geht er seinen Weg jedoch konsequent weiter und wird in den nächsten Monaten versuchen, seine politische Karriere mit Hilfe einer am Boden liegenden Partei weiter in den Abgrund zu treiben, um sein Ziel, mit 45 Jahren die politische Karriere zu beenden, vielleicht noch früher zu erreichen als von vielen erwartet - dies wäre der größte Erfolg seiner Karriere.

1 Kommentar:

Sebastian hat gesagt…

Als ob die FDP durch personelle Veränderungen ihr eigenes Profil positiver ausrichten könnten. Der Ruf ist nicht wegen den Personen ruiniert sondern vor allem wegen einer unzeitgemäßen Politik, die allzuleicht nur als verlängerter Arm der Großverdiener und Konzerne gedeutet werden darf.
Rösler wird scheitern und das gönne ich ihm und der FDP von Herzen.