Donnerstag, 6. Januar 2011

Westerwelle: Befreiungsschlag beim Dreikönigstreffen

Er wankte, doch er fiel nicht: Guido Westerwelle überlebte Silvester, obwohl er stinkbesoffen war. Und auch das heutige Dreikönigstreffen seiner abgestürzten Spaßpartei überstand der Außenminister souverän. Die Delegierten erhoben sich planmäßig von ihren Plätzen und spendeten braven Applaus, nachdem Westerwelle zuvor 70 Minuten lang ein rhetorisches Feuerwerk (3,99 €, Lidl) abgefackelt hatte. Der Parteivorsitzende überzeugte mit gewählten Worten, die jegliche Eigenkritik gekonnt umschifften und die desolate Lage der gelben Lobbyisten famos totschwiegen. Westerwelle begeisterte durch unbändige Coolness, als er eine Gruppe jugendlicher Störenfriede, die ein Anti-Stuttgart21-Plakat entrollten, zur Sau machte ("Ihr Schweine!"). Einige Minuten später bügelte er dann noch einen erneuten Zwischenrufer vor versammelter Mannschaft auf Briefmarkengröße zusammen ("Sie können schreien, so viel Sie wollen, ich werde trotzdem mein Leben lang mehr Geld verdienen als Sie!").

Inhaltlich bot die Rede teils überraschende Neuigkeiten. So will sich Westerwelle für ein "einfacheres und gerechteres Steuersystem" einsetzen und fordete zudem, dass Arbeit "sich wieder lohnen" müsse. Zudem sei die FDP eine "Volkspartei" und Westerwelle selbst ein "Mann von Welt."

"Wenn er doch politisch auch so bestimmt und aggressiv auftreten würde wie in solchen Situationen und im heimischen Bett", so ein verzweifelt und versöhnt zugleich wirkender FDP-Anhänger nach der Brandrede. "Er wird es machen wie immer: er kommt von hinten - und rollt so das Feld auf", so ein weiteres, geschickt mit homosexuellen Assoziationen spielendes Parteimitglied. Die Krise in der FDP scheint also mit dem heutigen Tage vergessen, eine Aufbruchstimmung war überall spürbar, vor allem auf dem Parkplatz des Stuttgarter Opernhauses, wo während der Veranstaltung drei Guidomobile geknackt wurden.

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