Montag, 28. März 2011

Wahlen vorbei - und was nun?

Der gestrige "Super-Wahl-Sonntag des Jahres" (Quelle: Medien) ist vorbei - und wirkt nach. In Baden-Württemberg wurde Geschichte geschrieben, z.B. von I-Männchen Paule (6, "Mein schönstes Wochenenderlebnis"). Die SPD feierte sich auch in Rheinland-Pfalz trotz großer Verluste wie gewohnt völlig an der Realität vorbei als großen Wahlsieger. Der passionierte Kartoffelbauer Kurt Beck darf in der Pfalz weiter durch die Fußgängerzonen flanieren und Rosen an Mittfünfziger verteilen und in Stuttgart wird man aller Voraussicht nach herausragender Juniorpartner unter einem katholischen Öko-Junkie mit Sturmfrisur.

Niedergeschlagenheit gab es dagegen auf allen CDU-Wahlpartys. Anlass dazu gab nicht nur das eigene Wahlergebnis, sondern vor allem das des gewünschten Koalitionspartners, der FDP. Diese fuhr in beiden Bundesländern katastrophale Verluste ein, flog in Rheinland-Pfalz gar komplett aus dem Landtag. Der Schuldige war schnell gefunden: Gott. "Dieser verdammte Nichtsnutz hat uns mit seinem gottverdammten Japan-Tsunami völlig aus der Bahn geworfen", so ein gelbkrawattiertes Mitglied der Liberalen. "Zudem lässt der Mistkerl es zu, dass der Brüderlei immer noch unter den Lebenden weilt und weiteren Schaden anrichtet!" Die Basis fordert nun personelle Konsequenzen, neben Brüderle stehen auch die Fraktionsvagina Birgit Homburger sowie Außenminister Westerwelle steht im Kreuzfeuer der Kritik.

Die - um im aktuellen Medienjargon zu bleiben - strahlendste Figur des gestrigen Wahlabends war aber unbestritten Winfried Kretschmann, der als erster grüner Landesvater in die Geschichte eingehen wird. Umgeben von colatrinkenden Jung-Grünen, die sich vor pubertärem Jubel kaum wieder beruhigen konnten, feierte der dreifache Familienvater einen historischen Erfolg. Mit Spannung wird nun verfolgt werden, wie der konservative Lehrer mit den drängenden Fragen Stuttgart 21, der Atompolitik und dem desaströsen Kantinenessen im Landtag umgehen wird. "Erst mal muss ich ja gewählt werden", so die ehrlichste Botschaft des Sonntagabends.

Wortwörtlich "am Rande" sei noch zu erwähnen, dass die Linke und die NPD bei den Wahlen kaum eine Rolle spielten, ebenso wie die nerdige Piratenpartei oder die unbekannte Vereinigung Deutscher Schwiegermütter.

Was lehrt uns nun also dieser Wahlsonntag? Einerseits, dass Atomkatastrophen mehr Auswirkungen haben als schlecht designte Wahlplakate und andererseits, dass man auch als skandalträchtiger Übergewichtler erfolgreich an der Macht kleben kann. Aber vor allem, dass Politik nichts mit Rationalität zu tun hat.

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