Freitag, 30. Dezember 2011

Jahresrückblick 2011 (Teil 4)

Oktober

Steve Jobs stirbt an Überarbeitung. Bei der Beerdigung zelten tausende Apple-Jünger schon Tage vorher vor seinem iGrave. Ein paar Tage zuvor wurde noch stolz das iPhone 5 präsentiert. Doch auch Siri konnte die Frage "How to heal cancer?" nur mit einem "Good question, next question" beantworten. Wie es mit dem Unternehmen nun weitergeht, fragen sich auch die Mitarbeiter von Saab, dem langjährigen Speizialisten für abgrundtief hässliche Schöpfungen auf vier Rädern - der schwedische Autobauer steht vor der Insolvenz. Vor einer langen Haftstrafe stehen hingegen zwei Kunstfälscher, die in Köln verurteilt werden. Sie hatten mit Hilfe von zwei Pelikan-Tuschkästen, etwas Deckweiß und viel böser Energie zahlreiche Kunstwerke erfolgreich gefälscht. Erst einer aufmerksamen Putzfrau fiel der Betrug auf. Jubel bei Sebastian Vettel: der deutsche Rekord-Spritverbraucher sichert sich mit einem hauchdünnen Vorsprung von 122 Punkten auf Jenson Button seinen zweiten Weltmeistertitel. Die Linke beschließt auf ihrem Parteitag ihr erstes Grundsatzprogramm. Dessen Inhalt drängt sogar kurzzeitig den Belächelungsgrad der FDP in den Hintergrund. In der Türkei fordert ein schweres Erdbeben über 600 Todesopfer, aus Solidarität zu ihren Landsleuten kleiden sich viele in Deutschland lebende Türkinnen komplett in schwarz.

November

Der Gutschein-Spezialist Groupon geht an die Börse. Dank einer ausgekügelten Couponaktion, bei der man die Aktien für knapp die Hälfte des Ausgabewertes erwerben kann, fällt der Firmenwert innerhalb weniger Tage ins Bodenlose. Der letzte Teil der "Twiglight"-Serie feiert Weltpremiere. Abtreibungsbefürworter äußern sich erfreut über die ekelerregende Darstellung der Geburt des Vampirkindes. Die schwarz-gelbe Bundesregierung einigt sich auf eine milliardenschwere Steuerentlastung. Damit es keine übertriebene Euphorie bei den Bürgern gibt, wird nahezu im gleichen Atemzug beschlossen, dem Durchschnittsbürger die drei Euro monatliche Ersparnis durch höhere Stromkosten aufgrund der Kostenentlastung großer Firmen gleich wieder abzuknöpfen. Die Fußballbundesliga steht derweil nach dem gescheiterten Selbstmordversuch von Schiedsrichter Babak Rafati unter Schock. "Abgrundtief schlechte Leistungen verbunden mit einer unsympathischen Grundausstrahlung und anrüchiger ethnischer Herkunft" seien "noch lange kein Grund sich die türkischen Adern aufzuritzen", so ein einfühlsamer Theo Zwanziger. In Griechenland übernimmt Lucas Papademos die Regierungsgeschäfte von Giorgos Papandreos, was in etwa die Auswirkungen hat, als würde man Ouzo durch eine Spirituose mit Anis ersetzen.

Dezember

Zur Aufklärung der Mordserie der rechtsextremen Zwickauer Terrorgruppe setzen die deutschen  Sicherheitsbehörden auf Hinweise aus der Bevölkerung. Wer auffällige rechte Tendenzen bemerkt, solle sich einfach an den V-Mann seines Vertrauens wenden. In Russland feiert Wladimir Putin einen viel kritisierten Wahlsieg. Putin habe mit unfairen Mitteln gekämpft, so Regierungsgegner. "Fotos von seinem wunderschönen, muskulösen Oberkörper und die Demonstration seiner beneidenswerten Männlichkeit beim Jagen" seien "unlauterer Wettbewerb". Nach einem abgeschlagenen Interviewwunsch beschließt die BILD, Bundespräsident Wulff zu vernichten. Doch das Staatsoberhaupt geht souverän mit den Vorwürfen, er habe sich durch eine günstige Kreditaufnahme rechtswidrig verhalten, um. Durch Anwendung der "Guttenbergschen Strategie" des Aussitzens und Beschwichtigens rettet sich der monotone Teleprompterfreund ins neue Jahr und ist somit weitaus erfolgreicher als Jopi Heesters, der zu Weihnachten nichts Besseres zu tun hat, als Schlagzeilen durch sein Ableben zu machen.

Jahresfazit

Politisch-wirtschaftlich eher durchwachsen hat uns Deutsche dieses Jahr doch irgendwie zusammengeschweißt, zumindest diejenigen von uns, die ohne Ausbildung mit schwerem Gerät in einer Schlosserei hantierten. Schwere Verluste wie die von Loriot, Kim Jong-il, Gaddafi oder der FDP haben unsere Alltag getrübt, doch all diesen negativen Erlebnissen stehen auch unzählige positive Erfahrungen entgegen. Man denke nur an die rührende Dankesrede Bushidos nach der Verleihung des Integrations-Bambis oder an die eine Szene, wo in dieser einen Stadt ein kleiner Junge hingefallen ist und sich gar nichts gebrochen hat.
Zusammengefasst also ein Jahr mit Höhen und Tiefen, mit Wochen und Monaten, mit Wind und Wetter, mit Euro und Schulden, mit Fußball und Brüsten, mit Rügen und Küsten, mit Reimen und Schleimen, mit Anfang und Ende. A propos "Ende": Jetzt ist auch mal gut.

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